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Industrie 4.0 – Digitale Assistenzsysteme im Testbetrieb

28. Jänner 2016

Wie verändert sich die Arbeitswelt von Produktions- und Servicemitarbeitern in der smarten Fabrik der Zukunft? Welche Technologien kommen zum Einsatz? Eine Antwort liefert das Forschungsprojekt ASSIST 4.0, an dem seit Anfang 2014 führende österreichische Industrie-, Wirtschafts- und Forschungsunternehmen arbeiten.

Graz. „In der vernetzten Industrie 4.0 werden intelligente, digitale Assistenzsysteme Einzug in die smarte Fabrik halten“, ist Peter Stelzer überzeugt. Er leitet das Business Center Vision bei KNAPP und ist hauptverantwortlicher Projektleiter von ASSIST 4.0. „Mobile Endgeräten wie Tablets, Datenbrillen oder Smartwatches ermöglichen ortsunabhängige Kommunikation. Mit Hilfe eines zentralen Softwaresystems im Hintergrund bringt ASSIST 4.0 Wissen genau an den Punkt, wo es gebraucht wird, und zwar zum Servicetechniker vor Ort. Das ist eine neue Form des Wissensmanagements zum Suchen, Konsumieren und Bewerten von Informationen auf Basis innovativer Technologien.“

Erste Prototypen für Akzeptanztests im realen Umfeld finalisiert

Nach nur 18 Monaten kollaborativer Forschungs- und Entwicklungstätigkeit, sind bereits erste Prototypen so weit umgesetzt, dass sie im realen Industrieumfeld in Hinsicht auf ihre Usability getestet werden können. Die bereits realisierten Anwendungen fokussieren auf die Bereiche Störfallbehebung, Wartung und Remote Support.

Basierend auf den Anforderungen der drei Industriepartner AVL List, Infineon und KNAPP wurde eine Anwendung entwickelt, die Produktionsmitarbeiter bei der Behebung von Störfällen durch kontext-sensitive Informationen unterstützt. Um dem Mitarbeiter seine Tätigkeit direkt vor Ort zu erleichtern, werden die Informationen auf neuartigen, mobilen Technologien zur Verfügung gestellt. Situationsabhängig werden dabei entweder Tablets oder, sofern beide Hände des Mitarbeiters frei bleiben müssen, Datenbrillen oder Smartwatches zur Informationsvisualisierung eingesetzt. Die Steuerung der Anwendung erfolgt je nach Anforderung multimodal durch Touch, Sprachbefehl und zukünftig in Form von Gestensteuerung.

Mit der Entwicklung einer innovativen Middleware, die als Schicht zwischen bestehenden Systemen (z.B. ERP, Dokumentationsserver, …) und den mobilen Front-Ends für Servicemitarbeiter die Daten zusammenführt, wird das herkömmliche Wartungshandbuch, als Schritt-für-Schritt-Anleitung auf mobilen Endgeräten zur Verfügung gestellt. Die Inhalte werden dabei kompakt und abgestimmt auf das jeweilige mobile Endgerät aufbereitet und in multimedialer Form (Text, Bilder, Videos) angeboten.

Durch die Integration interaktiver Features wird die Möglichkeit des Wissensmanagements, indem der Mitarbeiter direkt während des Einsatzes sein bisher implizites Wissen multimedial dokumentiert, forciert. Der Mitarbeiter kann während der Durchführung seiner Tätigkeit Fotos, Videos sowie Text- und Sprachnotizen erstellen, die anschließend bei vergleichbaren Einsätzen als Unterstützung angeboten werden. Weiters kann der Mitarbeiter die Inhalte unmittelbar bewerten, wodurch entscheidungsunterstützende Informationen zunehmend treffsicherer angeboten werden. Steht der Servicemitarbeiter trotz der digitalen Assistenz vor einem unlösbaren Problem, kann er über das integrierte Video Remote Support System einen Experten in die Störfallbehebung oder Wartung miteinbeziehen. So wird die gemeinsame Sicht auf ein Problem ermöglicht und die Lösungsfindung erleichtert.

„ASSIST 4.0 ist ein zukunftsorientiertes Konzept eines Assistenzsystems. Durch die intensive Zusammenarbeit aller Projektpartner ist es gelungen, die Anforderungen an ein solches System umfassend zu analysieren und schließlich daraus ein System zu entwickeln, dass das Potenzial hat, den Servicebereich zu revolutionieren. Im Fokus steht dabei immer der Mensch. Wir streben nach einer Technologie, die breite Akzeptanz findet und maximale Unterstützung im Arbeitsumfeld“, so evolaris Projektleiter Peter Brandl. Erste Testläufe mit Endanwendern finden noch dieses Jahr im realen Industrieumfeld statt.

Nutzen digitaler Assistenzsysteme in der Industrie 4.0

Die Gründe, die für einen Einsatz von digitalen Assistenzsystemen in zunehmend komplexer werdenden Produktionsumgebungen sprechen, sind vielfältig. Werden aus Daten relevante Informationen gemacht und diese zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort und über das entsprechende Endgerät zur Verfügung gestellt, werden die Time-to-Fix reduziert und Fehler minimiert. Durch den Einsatz von Remote Support Lösungen müssen Fachkräfte zu Wartungs- und Reparaturaufträgen nicht mehr ins Ausland gesendet werden, wodurch die Reisekosten erheblich gesenkt werden. Potenzielle Ersparnisse ergeben sich ebenso im Bereich Schulung- und Weiterbildung, indem Mitarbeiter direkt On-the-Job angelernt werden und dadurch schneller einsatzbereit sind.

Über Assist 4.0

Durchgeführt wird das Projekt unter der Leitung von KNAPP AG in Zusammenarbeit mit AVL List GmbH, evolaris next level GmbH, Infineon Technologies Austria AG, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Research Studios Austria Forschungsgesellschaft mbH und XiTrust Secure Technologies GmbH. Die Projektlaufzeit beläuft sich auf 30 Monate und das Projektvolumen auf rund 3 Millionen Euro, welches über das FFG-Programm Produktion der Zukunft mit 1,8 Millionen Euro gefördert wird.

Presseartikel:

Kleine Zeitung, 04.11.2015: Grazer Technologie macht Reparaturen einfacher

Der Standard, 04.11.2015: Support für Servicetechniker: Grazer Unternehmen forschen gemeinsam

Maschinenmarkt, 05.11.2015: Servicesystem für die Smart Factory

Kontakt

Peter Brandl                                                                                                                           evolaris next level GmbH                                                                                         peter.brandl@evolaris.net                                                                                                        Tel.: 0316 351111 112

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