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Digitale Assistenzsysteme als „Empowerment“-Faktor für Mitarbeiter

29 October 2015

Beim Digitaldialog am 27. Oktober diskutierten ExpertInnen aus Wissenschaft und Wirtschaft über den Einsatz digitaler Assistenzsysteme in der Industrie 4.0.

Graz. In der zunehmend vernetzten Produktion, Montage und Wartung spielen Servicemitarbeiter eine entscheidende Rolle. Durch die steigende Komplexität und explodierende Datenmengen – bedingt z.B. durch immer kleinere Losgrößen - fühlen sich diese allerdings zunehmend abgelenkt und überfordert. Mit dem Einsatz von intuitiven und menschzentrierten, digitalen Assistenzsystemen in Produktion und Wartung, können die Mitarbeiter aktiv bei der Ausübung ihrer Tätigkeiten unterstützt werden. Wie? Darauf fokussierte Peter Brandl, Industrie 4.0 Experte beim Grazer Kompetenzzentrum evolaris, in seinem Eröffnungsvortrag. Er stellte Faktoren vor, die für die Akzeptanz und den Erfolg von Assistenzsystemen in der Praxis ausschlaggebend sind und unterstrich anhand von Projektbeispielen die Bedeutung der Individualisierung der digitalen Helfer. „Es wird keine standardisierten digitalen Assistenzsysteme in der Industrie 4.0 geben, sondern vielmehr individuelle Lösungen, die Faktoren wie Erfahrung, Bildung, Alter etc. berücksichtigen“.

Christian Wögerer, Projektleiter beim oberösterreichischen Forschungszentrum Profactor, hob mit seinem Vortrag – „Kooperierende Systeme: Das Upgrade für den Mitarbeiter in der Produktion“ - ebenfalls die zentrale Rolle des Menschen in der vernetzten Produktion hervor. Er präsentierte praktische Anwendungsbeispiele anhand verschiedener Assistenzsystemkategorien zur Unterstützung der motorischen, sensorischen oder kognitiven Fähigkeit von Produktionsmitarbeitern und betonte, dass eine Integration von unterschiedlichen Assistenzunits zu einem integrativen Gesamtsystem Inhalt derzeitiger Forschungsvorhaben ist.

Eva Eggeling von Fraunhofer Austria Research bekräftigte die Aussage von Brandl und Wögerer bezüglich der zentralen Stellung von Mitarbeitern und unterstrich weiters die Notwendigkeit, Mitarbeiter von Beginn an in die Entwicklung von Assistenzsystemen mit einzubeziehen sowie moderne Arbeitsplätze zu entwerfen, die Mitarbeiter bestmöglich unterstützen. Eva Eggeling leitet derzeit das Forschungsprojekt „6th sense“ in dem der Arbeitsplatz der Zukunft für Fluglotsen entwickelt wird.

Stefan Podhajski von der Kapsch BusinessCom zeichnete mit seinem Beitrag ein größeres Bild zum Thema Industrie 4.0. Podhajski fokussierte auf das Thema Datenmengen, die innerhalb der Smarten Produktion generiert und effizient genutzt werden können. „Viele Unternehmen wissen gar nicht auf welchem Datenschatz sie sitzen“, so Podhajski. Ziel von Unternehmen muss sein, die Daten nicht reaktiv sondern vielmehr prädiktiv zu nutzen. Übermitteln bspw. Maschinen die Information, dass sie noch ein Monat Laufzeit haben, bevor der nächste Wartungseingriff notwendig wird, kann die Instandhaltung vorab gezielt geplant werden.

In der anschließenden Diskussion standen vor allem die möglichen Konsequenzen für Mitarbeiter, die eine vierte industrielle Revolution mit sich bringen kann, im Vordergrund. Arbeitsplatzverlust vs. „Empowerment“ von Mitarbeitern bildeten die beiden Hauptstandpunkte im Diskussionsverlauf. Dabei betonte Martin Wifling, Projektmanager des auf Assistenzsysteme fokussierten EU-Projektes FACTS4WORKERS beim Kompetenzzentrum Virtuelles Fahrzeug, dass Menschen gegenüber Maschinen, im industriellen Umfeld, insbesondere Vorteile in den drei Bereichen Flexibilität, Intuition und Reaktion auf unvorhersehbare Situationen haben. Es gilt diese Fähigkeiten des Menschen zu unterstützen und stärken – bei Aufgaben, wo diese Fähigkeiten nicht notwendig sind, wird über kurz oder lang eine Substitution der menschlichen Tätigkeit durch Roboter bzw. IT-Systeme erfolgen.

Rückwirkend betrachtet wird die Entwicklung hin zu einer Industrie 4.0 vom Großteil der Diskussionsteilnehmer und Besucher als positiv bewertet. Nur ein geringer Anteil der Teilnehmer geht von einem massiven Anstieg von Arbeitsplatzverlusten auf Grund der fortschreitenden Digitalisierung und Vernetzung aus.

Der "Digitaldialog" ist eine von der Steirischen Wirtschaftsförderung (SFG), APA - Austria Presse Agentur, evolaris, Campus02, Infonova und IBC organisierte Veranstaltungsreihe (www.digitaldialog.biz), die sich den neuesten digitalen Trends, Technologien und Anwendungen widmet. Die nächste Veranstaltung in dieser Reihe findet am 24.11. zum Thema „Data Sciences“ statt.

Digitale Assistenzsysteme als „Empowerment“-Faktor für Mitarbeiter